Henrietta macht sich nackig Leseprobe 2
Praxis für OSTEOPATHIE & PHYSIOTHERAPIE
© PfO&Ph 2005 - 2024
Je länger Henrietta über Werte nachdenken wollte, desto mehr wurde ihr klar, dass sie gar nicht genau wusste, was Werte sind. Das war ein Problem in der Problemlösung. Ein Hindernis für das Beantworten der Frage war: welche Werte sind mir wichtig? „Ich brauche jemanden, der sich mit Werten auskennt“, murmelte sie, als sie an ihrem Lieblingsplatz am Bächlein, im Grünen, zwischen Blumen und Gräsern saß. „Ich kenne mich mit Werten aus“ sagte jemand. Henrietta sah in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, aber sie konnte niemanden sehen. „Was möchtest du denn wissen, Huhn“, sprach es wieder aus der Richtung. Henrietta schaute ganz genau, aber da war niemand. Ihr wurde etwas flau in den Mägen. Sie befürchtete, dass es an ihrem Lieblingsort spukte. Plötzlich sah sie, wie sich etwas vom grünen Untergrund löste und ihm näher kam. In der Bewegung wurde es sichtbar: ein Chamäleon. Erleichtert atmete Henrietta auf. „Ich dachte schon, hier spukt es, Chamäleon. Ich bin froh, dass du es bist und kein Gespenst.“ „Vielleicht doch“, sagte das Chamäleon und rollte mit seinen Augäpfeln in unterschiedliche Richtungen. Henrietta kicherte. Ein Auge auf sie gerichtet fragte das Chamäleon: „Du interessierst dich für Werte? Wie das, Huhn?“ „Ich habe gestern mit einer Blattlaus über Schuld gesprochen, bei der es ja um Werte geht, und jetzt frage ich mich, was Werte überhaupt sind.“ „Es sind erstrebenswerte oder wertvolle Eigenschaften oder Qualitäten von Tieren, Objekten, Ideen und Handlungen. Das heißt, was für mich wichtig ist, an mir, im Leben und im Miteinander.“ „Ja aber was kann denn das sein?“ „Das kann zum Beispiel Freundlichkeit sein. Oder Toleranz. Oder Unabhängigkeit.“ „Also Eigenschaften, die mir wichtig sind, damit ich glücklich und zufrieden bin.“ „Genau. Aber oft übernehmen wir auch Werte von unserer Umgebung. Dann passen wir uns an, so wie ich an den grünbraunen Hintergrund. Weil wir dazugehören wollen, nicht auffallen wollen und übernehmen Werte, die uns gar nicht entsprechen. Bis wir die falschen Werte, und oft auch die Gefährten, an die wir uns angepasst haben, aufgeben. Wenn wir bewusster sind, dann suchen wir uns Gruppen und Gleichgesinnte, deren Werte mit unseren übereinstimmen. Da ist Harmonie wahrscheinlicher und das mögen wir ja alle lieber als Konflikte.“ „Das stimmt! Ich fühle mich viel wohler mit Erna und Gertraud als mit der lauten Doris oder der groben Herta.“, bestätigte Henrietta. „Das bedeutet, dass ich über meine Werte bestimmen kann, wer ich sein will und welch ein Leben ich führen will, Chamäleon?“ „So ist es Huhn. Du allein wählst sobald du erwachsen bist, wie du in Deinem Leben sein und wie du leben möchtest. Was von deinen Stärken und Fähigkeiten du im Alltag auslebst. Du bestimmst, nach welchen Werten du deine Handlungen und Worte ausrichtest.“ „Dann haben diese Werte ja ganz viel Macht und Kraft, für mich, für mein Leben und unser Miteinander.“ „Ja das haben sie. Und nicht nur das. Sie bestimmen darüber hinaus, wie wir die Welt wahrnehmen und wie wir auf sie reagieren. Werte sind uns ein Filter, durch den wir alles wahrnehmen und sie sind Richtlinien für unser Verhalten.“ Henrietta verstand. Das Chamäleon fuhr fort: „Wir müssen uns aber eben Gedanken machen und auch aussprechen was uns wichtig ist, denn dann können sich Gleichgesinnte zusammenfinden und unterschiedlich Gesinnte aufeinander Rücksicht nehmen.“ Henrietta bekam einen romantischen Gesichtsausdruck. „Das wäre schön, Chamäleon. Ich danke dir sehr. Jetzt verstehe ich Werte und ihre Wichtigkeit viel besser.“ „Gerne geschehen, Huhn“, sagte das Chamäleon und stieg langsam den Ast hinauf, wo es schließlich wieder mit dem Muster des Hintergrundes verschmolz. So ein weises Chamäleon.
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Je länger Henrietta über Werte nachdenken wollte, desto mehr wurde ihr klar, dass sie gar nicht genau wusste, was Werte sind. Das war ein Problem in der Problemlösung. Ein Hindernis für das Beantworten der Frage war: welche Werte sind mir wichtig? „Ich brauche jemanden, der sich mit Werten auskennt“, murmelte sie, als sie an ihrem Lieblingsplatz am Bächlein, im Grünen, zwischen Blumen und Gräsern saß. „Ich kenne mich mit Werten aus“ sagte jemand. Henrietta sah in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, aber sie konnte niemanden sehen. „Was möchtest du denn wissen, Huhn“, sprach es wieder aus der Richtung. Henrietta schaute ganz genau, aber da war niemand. Ihr wurde etwas flau in den Mägen. Sie befürchtete, dass es an ihrem Lieblingsort spukte. Plötzlich sah sie, wie sich etwas vom grünen Untergrund löste und ihm näher kam. In der Bewegung wurde es sichtbar: ein Chamäleon. Erleichtert atmete Henrietta auf. „Ich dachte schon, hier spukt es, Chamäleon. Ich bin froh, dass du es bist und kein Gespenst.“ „Vielleicht doch“, sagte das Chamäleon und rollte mit seinen Augäpfeln in unterschiedliche Richtungen. Henrietta kicherte. Ein Auge auf sie gerichtet fragte das Chamäleon: „Du interessierst dich für Werte? Wie das, Huhn?“ „Ich habe gestern mit einer Blattlaus über Schuld gesprochen, bei der es ja um Werte geht, und jetzt frage ich mich, was Werte überhaupt sind.“ „Es sind erstrebenswerte oder wertvolle Eigenschaften oder Qualitäten von Tieren, Objekten, Ideen und Handlungen. Das heißt, was für mich wichtig ist, an mir, im Leben und im Miteinander.“ „Ja aber was kann denn das sein?“ „Das kann zum Beispiel Freundlichkeit sein. Oder Toleranz. Oder Unabhängigkeit.“ „Also Eigenschaften, die mir wichtig sind, damit ich glücklich und zufrieden bin.“ „Genau. Aber oft übernehmen wir auch Werte von unserer Umgebung. Dann passen wir uns an, so wie ich an den grünbraunen Hintergrund. Weil wir dazugehören wollen, nicht auffallen wollen und übernehmen Werte, die uns gar nicht entsprechen. Bis wir die falschen Werte, und oft auch die Gefährten, an die wir uns angepasst haben, aufgeben. Wenn wir bewusster sind, dann suchen wir uns Gruppen und Gleichgesinnte, deren Werte mit unseren übereinstimmen. Da ist Harmonie wahrscheinlicher und das mögen wir ja alle lieber als Konflikte.“ „Das stimmt! Ich fühle mich viel wohler mit Erna und Gertraud als mit der lauten Doris oder der groben Herta.“, bestätigte Henrietta. „Das bedeutet, dass ich über meine Werte bestimmen kann, wer ich sein will und welch ein Leben ich führen will, Chamäleon?“ „So ist es Huhn. Du allein wählst sobald du erwachsen bist, wie du in Deinem Leben sein und wie du leben möchtest. Was von deinen Stärken und Fähigkeiten du im Alltag auslebst. Du bestimmst, nach welchen Werten du deine Handlungen und Worte ausrichtest.“ „Dann haben diese Werte ja ganz viel Macht und Kraft, für mich, für mein Leben und unser Miteinander.“ „Ja das haben sie. Und nicht nur das. Sie bestimmen darüber hinaus, wie wir die Welt wahrnehmen und wie wir auf sie reagieren. Werte sind uns ein Filter, durch den wir alles wahrnehmen und sie sind Richtlinien für unser Verhalten.“ Henrietta verstand. Das Chamäleon fuhr fort: „Wir müssen uns aber eben Gedanken machen und auch aussprechen was uns wichtig ist, denn dann können sich Gleichgesinnte zusammenfinden und unterschiedlich Gesinnte aufeinander Rücksicht nehmen.“ Henrietta bekam einen romantischen Gesichtsausdruck. „Das wäre schön, Chamäleon. Ich danke dir sehr. Jetzt verstehe ich Werte und ihre Wichtigkeit viel besser.“ „Gerne geschehen, Huhn“, sagte das Chamäleon und stieg langsam den Ast hinauf, wo es schließlich wieder mit dem Muster des Hintergrundes verschmolz. So ein weises Chamäleon.
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